In Nordrhein-Westfalen lebten im Jahr 2023 etwa 355.000 alleinerziehende Elternteile mit minderjährigen Kindern. Das bedeutet konkret: rund eine von fünf Familien mit Kindern unter 18 Jahren in NRW hat nur einen Elternteil. Besonders betroffen sind Frauen, die den Großteil der Alleinerziehenden ausmachen. Daraus ergeben sich häufig erhebliche finanzielle Herausforderungen. Hinzu kommen unregelmäßige oder ganz ausbleibende Kindesunterhaltzahlungen. Zwar gibt es den staatlichen Unterhaltsvorschuss, dieser liegt jedoch oft unter dem eigentlichen Anspruch und reicht selten zur Deckung des Bedarfs. In der Folge sind Kinder in Ein-Eltern-Familien besonders häufig von Armut betroffen. Das geringere Haushaltseinkommen schränkt nicht nur die Grundversorgung ein, sondern erschwert auch die gesellschaftliche Teilhabe – etwa in Form von Freizeitangeboten, Ausflügen oder kultureller Bildung. Der Zugang zu staatlichen Hilfen ist dabei oft erschwert: bürokratische Hürden und komplizierte Antragsverfahren stellen eine zusätzliche Belastung dar. Viele scheuen zudem den Schritt, Hilfe zu beantragen, aus Angst vor Stigmatisierung.
Wenn Lebensträume zerplatzen
40 Prozent der alleinerziehenden Männer und Frauen tragen in Deutschland ein Armutsrisiko. Mütter wie die 32-jährige Linda Fritz*. Dabei hatte alles so gut begonnen für die gelernte Erzieherin in Erftstadt. Nach bestandener mittlerer Reife fand sie schnell eine Ausbildungsstelle in einer Kindertagesstätte ihrer Heimatstadt. Die Arbeit mit den Kindern machte ihr Spaß, trotz wachsenden Anforderungen, zusätzlichen Diensten und Krankheitsvertretungen. Auch privat schien alles gut zu laufen. Mit Mitte 20 heiratete sie ihre große Jugendliebe Sebastian. Wenig später kam die kleine Louisa zur Welt und das Leben als Familie begann. Linda hatte aus gesetzlichen Gründen schon während der Schwangerschaft nicht mehr in der Kindertagesstätte arbeiten dürfen. Ein Wiedereinstieg nach der Elternzeit passte aufgrund der Betreuungssituation nicht. „Ich wollte ja auch für meine Tochter da sein. Mich in der Kindertagesstätte um andere Kinder zu kümmern und Louisa in die Betreuung zu geben, fühlte sich irgendwie nicht richtig an“, fand Linda Fritz. Für die kleine Familie auch eine finanzielle Belastungsprobe. Als die Zwillinge zwei Jahre später zur Welt kamen, hielt die junge Ehe den Belastungen nicht mehr stand. „Plötzlich versuchte ich mit drei kleinen Kindern unseren Alltag alleine in den Griff zu bekommen“, beschreibt die junge Mutter ihre Situation.
Um Kinder aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.
Erftstadt ist eine mittelgroße Stadt südwestlich von Köln. Hier kennt man die Menschen, die nebenan wohnen. Auf den Rat einer Nachbarin hin ging Linda in eine Beratungsstelle der Caritas im Rhein-Erft-Kreis. Neben den alltäglichen Sorgen und Belastungen, die ihr über den Kopf zu wachsen drohten, litt sie seit ihrer Kindheit an einer asthmatischen Bronchitis, die sich in den letzten Jahren stark verschlimmert hatte. Gemeinsam mit den Fachberaterinnen beantragte sie eine medizinische Maßnahme und die Krankenkasse genehmigte ihr eine Kur an der Nordsee. Natürlich war die Freude groß: Endlich Zeit zum Kraft tanken für sich und die Kinder. Und die gesunde Seeluft hatte ihr schon als Kind gutgetan. Aber jetzt mussten noch Reisekoffer und entsprechende Kleidung für die Kinder angeschafft werden. Die Berater*innen der Caritas nahmen Kontakt zu ihren Kolleg*innen der Gemeindecaritas auf, die die Spendengelder aus der Aktion „Füreinander. Für hier.“ verwalten. So konnte der Familie schnell und unbürokratisch geholfen werden. Louisa, Ben und Pauline genossen die gemeinsame Zeit mit ihrer Mutter am Meer und schickten eine Leuchtturmkarte mit herzlichen Grüßen, die einen schönen Platz im Caritasbüro fand.
* Name geändert
Text: Michaela Szillat
Alleinerziehende müssen viel zu oft mehr schaffen, als möglich ist – sei es physisch, psychisch oder schlicht materiell. Schon kleine Unterstützungen können für Mütter und Väter eine große Entlastung darstellen. Durch Spenden für "Füreinander. Für hier" können Caritas- und Diakonieverbände direkt und unbürokratisch genau da helfen, wo Hilfe gebraucht wird.