Kinder sind glücklich und haben die Hand auf einem roten Button

Das Lächeln auf dem Klassenfoto – und die Sorgen dahinter

Schulstart mit Schwierigkeiten 

Die Einschulung eines Kindes ist für viele Familien ein freudiger und bedeutender Moment. Doch für Familien mit geringem Einkommen kann dieser wichtige Lebensabschnitt auch zu einer finanziellen Belastung werden. Besonders betroffen sind Haushalte, in denen das Geld ohnehin knapp ist – etwa, weil die Eltern arbeitslos sind, im Niedriglohnsektor arbeiten oder weil nur ein Elternteil für den Lebensunterhalt sorgt.

Auch Familien mit mehreren Kindern geraten schnell unter Druck, denn die Ausgaben für Schulranzen, Hefte, Stifte, Sportkleidung und eine angemessene Einschulungsfeier summieren sich. Müssen diese Anschaffungen für mehrere Kinder gleichzeitig oder kurz nacheinander gemacht werden, steigt die finanzielle Belastung erheblich. So erging es auch Familie Bergmann* aus Leverkusen. Thomas, Nicole und ihre Kinder Lukas, Charlotte, Friederike, Hannah und Aaron sind eine sogenannte Großfamilie. „Dass der liebe Gott uns direkt zwei Mal Zwillinge beschert hat, damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Das hat unser Leben ganz schön durcheinander gewirbelt“, beschreibt Thomas Bergmann das XXL-Familienleben. Zumal die Zwillingspärchen gerade mal zwei Jahre auseinander liegen. Anziehsachen können da vielleicht schon einmal weitergegeben werden, bei Möbeln muss wieder neu angeschafft werden, beispielsweise Bettchen, Kinderstühle und Autositze.

Chancengleichheit beginnt mit der Schultüte

Die bevorstehende Einschulung von Hannah und Aaron bringt die Familie an ihre finanziellen Grenzen. Vater Thomas arbeitet in einer Großbäckerei, Mutter Nicole kümmert sich um die Kinder, verdient sich als Frühstückskraft im Hotel am Wochenende einen kleinen Zuverdienst. Größere Ausgaben sind da nicht drin. Darum musste auch der Familienurlaub dieses Jahr gestrichen werden, schließlich sollte es auch eine kleine Feier zur Einschulung geben. Große Sorgen bereiten den Eltern noch die Materiallisten der Schule, die vor den Sommerferien für beide zukünftigen I-Dötzchen eingetroffen waren. Die älteren Zwillinge benötigen ihre Schulsachen weiterhin. Außerdem wollen die Bergmanns gerade zum Schulstart nicht offensichtlich werden lassen, dass die Familie jeden Euro zweimal umdrehen muss. Der soziale Druck verschärft die Situation zusätzlich.

Kinder vergleichen sich untereinander. Der abgetragene Schulranzen und die gebrauchten Turnschuhe signalisieren, dass wir nicht genug Geld haben, dass unsere Kinder nicht dazu gehören.

Familie Bergmann möchte allen ihren Kindern den Schulstart so schön wie möglich gestalten – mit einer liebevoll gefüllten Schultüte, neuem Schulranzen und einer schönen Einschulungsfeier. Doch viele Hilfsleistungen wie das Bildungs- und Teilhabepaket decken die tatsächlichen Kosten nicht vollständig ab. Hinzu kommt, dass manche Lehrkräfte aus Qualitätsgründen auf Markenequipment bestehen und dies auf den verpflichtenden Materiallisten zum Schulstart benennen ebenso wie Sportkleidung, zwei Paar Sportschuhe für den Innen- und Außenbereich inklusive Sportbeutel, Hausschuhe und hochwertige Materialien wie Zirkelkästen und Füllfederhalter. Die Kosten für ein durchschnittliches Startpaket inklusive Ranzen zur Einschulung können, je nach Qualität und Umfang, zwischen 250 und 400 Euro liegen – pro Schulkind. 

Starthilfe mit „Schmetterling“ und „Dschungel“

Für die doppelten Zwillingseltern Bergmann utopisch. Darum vertraut sich Mutter Nicole ihrer Nachbarin an, die ehrenamtlich in der katholischen Gemeinde im Viertel tätig ist. Schnell war klar, dass die neuen Schulranzen mit Spenden aus der Aktion „Füreinander. Für hier.“ angeschafft werden. Auch finanzielle Mittel für die Sportsachen und die Schultüten konnten der Familie zur Verfügung gestellt werden. Am ersten Schultag standen Hannah und Aaron stolz mit ihren neuen ergonomischen Ranzen, Modell „Schmetterling“ und Modell „Dschungel“, in einer Reihe mit den anderen I-Dötzchen zum ersten Klassenfoto. „Und am Nachmittag kam noch unsere Nachbarin mit frisch gebackenen Waffeln zur Einschulungsfeier. Schöner konnte es nicht sein“, freut sich Thomas Beckmann.
 
* Name geändert

Text: Michaela Szillat 

Der Beginn der Schulzeit wird für viele armutsbetroffene und kinderreiche Familien nicht nur zur organisatorischen, sondern auch zur finanziellen Herausforderung. Ein gelungener Schulstart darf jedoch kein Luxus sein – denn Chancengleichheit beginnt am ersten Schultag.