Sabine Frömel steht lächend im Sachensucherladen. Im Hintergrund sieht man Schränke mit Geschirr.

Sabine Frömel

Engagementförderin des Kirchengemeindeverbandes Brauweiler-Geyen-Sinthern und Leitung Beratungsstelle Lotsenpunkt und Sachensucherladen
E-Mail
Sabine.froemel@erzbistum-koeln.de
  • Sammlerin, Engagementförderin und Initiatorin „Sachensucherladen“
  • Setzt auf Begegnung und Nächstenliebe
  • Mutmacherin für soziales Engagement

Miteinander Mensch sein – das bedeutet auch, mich jeden Morgen zu fragen, was ich heute in die Welt bringen kann.

 

Sabine Frömel ist eine Frau, die ihre Energie aus Begegnungen schöpft. Mit 55 Jahren blickt die vierfache Mutter auf ein Leben zurück, das von Engagement, Nächstenliebe und einem tiefen Glauben geprägt ist. „Für mich sind Begegnungen ein Geschenk, das der liebe Gott mir gemacht hat.“ Als aufmerksame Zuhörerin und aktive Sammlerin blickt sie auch hinter Türen – und sieht Bedarfe und Nöte. In ihrer Funktion als Engagementförderin des Erzbistums Köln hat sie eine zentrale Anlaufstelle für Hilfe und Austausch geschaffen: den „Sachensucherladen“, ein nachhaltiges Haushaltskarussell in Pulheim-Geyen, rund 20 Kilometer nordwestlich von Köln. Dort ist auch ein sogenannter „Lotsenpunkt“ angeschlossen – ein gemeinsames Projekt der katholischen Pfarreiengemeinschaft Brauweiler – Geyen – Sinthern und des Caritasverbandes für den Rhein-Erft-Kreis e. V. 

Lotsenpunkte unterstützen Menschen mit Hilfebedarf und bieten neben ersten Kontakt- und Beratungsgesprächen auch die Vermittlung in weiterführende Fachdienste an. Ein weiteres Ziel ist es, bereits vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten in den Gemeinden sowie Angebote anderer Beratungsstellen besser bekannt zu machen und miteinander zu vernetzen.

Sabine Frömel steht lachend vor einem Haus.

Der Sachensucherladen begann als Haushaltskarusell. Mittlerweile ist er ein echter Treffpunkt in Sabine Frömels Gemeinde.

„Verwurzelt in gelebter Hilfsbereitschaft“ 

Schon ihre Kindheit war von Gemeinschaftsgeist geprägt. Ihre Großmutter war Küsterin, ihre Mutter aktiv in der KFD. Sabine Frömel wuchs in einer Atmosphäre auf, in der Helfen und Teilen selbstverständlich waren. „Ich hatte gar keine andere Chance“, sagt sie schmunzelnd über ihren Weg ins soziale Engagement. 

Doch es ist ihr eigener Antrieb, der sie immer wieder neue Wege gehen lässt – sei es im interreligiösen Dialog, in der Arbeit mit Geflüchteten oder im direkten Kontakt mit Menschen. Besonders berührend sind für sie jene Momente, in denen sie spürt, dass ihre Arbeit das Leben anderer verändert. So wie bei dem neugeborenen Baby, das ihr in einer Flüchtlingsunterkunft in die Arme gelegt wurde, oder bei der Geschichte des alten Engländers, dessen verwahrloste Wohnung sie gemeinsam mit Ehrenamtlichen aufräumte. „Die Freude dieses Mannes über seine frisch geputzte Küche werde ich nie vergessen“, erinnert sich Frömel. „I’m surprised about my white kitchen“, habe er gerufen, als die ursprüngliche Farbe der Küchenfronten wieder zum Vorschein kam.

Was mich trägt und motiviert, ist die Liebe zum Nächsten.

„Das ist bei allen Religionen, die ich bislang kennenlernen durfte, gleich: diese Achtung, dieser Respekt, diese Liebe zum Nächsten. Das sind doch wunderbare Gemeinsamkeiten.“ Sabine Frömels Engagement wird von ihrem Glauben getragen – einem Glauben, der sie stärkt und manchmal auch entlastet. In schwierigen Situationen findet sie Kraft im Gebet – und in der Fähigkeit, loszulassen: „Im Gebet schöpfe ich die Kraft zu sagen: ‚Ich lass das los, das ist nicht in meiner Hand, das ist in Deiner Hand.‘“ 

Diese Haltung hilft ihr, auch Entscheidungen auszuhalten, die sie nicht nachvollziehen kann. „Wer bin ich, dass ich es besser wüsste? Der liebe Gott gibt niemanden auf – wie könnte ich es da tun?“ Und so tun sich manchmal neue Wege auf – Wege, die zugänglicher und leichter zu gehen sind. „Ich kann nur Wege aufzeigen, aber gehen muss sie jeder selbst.“

Das Ladenschild des Sachensucherladens

Im Sachensucherladen erhalten gespendete Haushaltsgegenstände ein zweites Leben.

Eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen ist der Kampf gegen die Einsamkeit.

In ihrer Arbeit spürt Sabine Frömel zunehmend die wachsende Einsamkeit – nicht nur bei älteren Menschen, sondern auch bei Frauen mittleren Alters, die nach gescheiterten Beziehungen oder dem Verlust des Partners den Anschluss verloren haben. „Hinter Türen zu schauen, ist immer seltener geworden“, sagt sie. „Deshalb ist mir die persönliche Ansprache bei der Haustürsammlung – neben allen digitalen Möglichkeiten – so ungemein wichtig. Wir müssen uns wieder mehr begegnen – und dafür neue Orte schaffen.“ 

Der von ihr mitbegründete Sachensucherladen ist ein Paradebeispiel dafür. Hier werden gespendete Haushaltsgegenstände nicht nur weitergegeben, sondern erhalten ein „zweites Leben“. Die Geschichten hinter den Dingen sind ebenso wertvoll wie die Begegnungen, die bei der Abholung und im Laden entstehen. Mit einem kleinen Team von Ehrenamtlichen sorgt Sabine Frömel dafür, dass dieser Ort ein Treffpunkt für Menschen unterschiedlichster Herkunft ist – und ein Ort voller Geschichten.

„Mutmacherin für die nächste Generation“

Besonders am Herzen liegt ihr die Arbeit mit jungen Menschen. In Zusammenarbeit mit der Gerichtshilfe werden im Lotsenpunkt und im Sachensucherladen junge Menschen vermittelt, die Sozialstunden leisten müssen. „Ich glaube, dass in der sozialen Arbeit viele Möglichkeiten liegen, Talente und Potenziale zu erkennen“, sagt Frömel.

Einige ihrer Schützlinge bewegen sich politisch in eher extremen Spektren. „Hier treffen sie auf Menschen aus anderen Kulturkreisen und Glaubensrichtungen – und ich merke, dass im gemeinsamen Arbeiten und in der Begegnung so viele Chancen entstehen, aufeinander zuzugehen und vermeintliche Barrieren zu überwinden. Ich glaube, das ist meine Hauptmotivation: immer wieder in Begegnung zu gehen und Möglichkeiten der Begegnung zu schaffen. “Und dazu hat der liebe Gott mir die Begabung mit auf den Weg gegeben“ sagt Frömel lächelnd.